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© MESO

Mit dem neuen Deutschen Romantik-Museum hat die Stadt Frankfurt eine kulturelle Attraktion von internationaler Bedeutung dazugewonnen. Schon früh wurden wir mit der medialen Infrastruktur dieses Großprojekts betraut. Gemeinsam mit den Szenografinnen von Sounds of Silence entwickelten wir über 40 einzelne Medienstationen vom Konzept bis zur Umsetzung und koordinierten als technischer Hauptberater externe Kreative, Hersteller und Lieferanten.

Ein neues kulturelles Aushängeschild

Direkt neben dem historischen Frankfurter Goethe-Haus lädt eine neue Kulturstätte dazu ein, in die Welt der deutschen Romantik einzutauchen. In den vergangenen 100 Jahren hat das Freie Deutsche Hochstift eine beispiellose Sammlung zu der Epoche zusammengetragen. Dieser Reichtum an Wissen, Kunstwerken und Objekten wurde nun auf 800 Quadratmetern in eine Dauerausstellung übersetzt – für Bürger*innen, Tourist*innen, Pädagog*innen, Expert*innen, Forscher*innen und Schulklassen gleichermaßen.

vielleicht besser bild von der tür in den garten?
© Alexander Englert
© Alexander Englert

Das neue Romantik-Museum verfolgt einen innovativen Ansatz, der szenografische Interventionen mit physischen Exponaten, audiovisuellen Medienformaten und komplexen interaktiven Installationen verbindet. Gemeinsam mit den Szenographinnen von Sounds of Silence und Mäckler Architekten haben wir über 40 einzelne Stationen für den Ausstellungsparcours entworfen, entwickelt und gebaut.

Wir freuen uns, diesem einzigartigen Projekt mit unserer Expertise für innovative Medienlösungen in dieser Form möglich gemacht haben.

Das Museum baut auf jahrelanger Forschung und dem Wissen zahlreicher Kurator*innen und Expert*innen auf. Die Exponate reichten von einfachen Audioplayern bis hin zu datenbasierten Forschungsexponaten. Wir hatten es mit einer außergewöhnlichen Menge an Inhalten zu tun, die während der Realisierungsphase erweitert und weiterentwickelt wurden. Um unserem Kunden ein Höchstmaß an Flexibilität und Unabhängigkeit zu ermöglichen, haben wir ein maßgeschneidertes Content-Management-System eingerichtet. Alle Daten, Texte und Medien werden an diesem einen Ort gespeichert und bearbeitet, was Aktualisierungen erleichtert Übersichtlichkeit schafft.

Historische Inhalte, neue Medien

Die Sammlung des Freien Deutschen Hochstift umfasst eine außergewöhnliche Fülle an handschriftlichen Original-Dokumenten und Briefen, an Büchern, Zeichnungen und Skizzen. So einzigartig diese Objekte auch sein mögen, so schwierig war es, sie in eine spannende und vielseitige Ausstellung zu überführen – nicht nur, weil sie schwer zu entziffern sind, sondern auch, weil sie (vor Licht) geschützt in Vitrinen aufbewahrt werden müssen.

Gemeinsam mit den Szenographinnen und Kurator*innen haben wir zahlreiche maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Ziel war es immer, die eigene Magie der Kunstwerke zu betonen und sie nicht mit technischen Spielereien zu übertünchen. Authentizität und wissenschaftliche Genauigkeit sind eingebettet in spielerisch-leichte digitale Ebenen des Erzählens, Forschens und wissenschaftlichen Arbeitens. Alle medialen Exponate wurden individuell auf das Thema zugeschnitten, was ein tiefes Verständnis der Materie und eine enge Zusammenarbeit mit den Expert*innen des Museums erforderte.

Unter der digitalen Lupe

Trotz ihres kleinen Formats steckt Armgard von Arnims „Huldigungsarabeske“ voller Details, seltsamer Figuren und Objekte, die einer weiteren Erklärung bedürfen. Mit einer geschickten Kombination aus physischen und digitalen Elementen haben wir eine Medieninstallation entwickelt, die eine interaktive Ebene zur Erkundung des empfindlichen Kunstwerks bietet.

© MESO / Constantin Urban

Die Original-Arabeske wird sicher in einer Vitrine präsentiert. Ein goldener Ring lässt sich über das Glas bewegen. Der ausgewählte Bildausschnitt erscheint als digitale Vergrößerung auf einem Bildschirm. Er wird von den Kommentaren der Kurator*innen zu den Motiven begleitet und kann mit einem Rad vergrößert und verkleinert werden.

Huldigungsarabeske by Armgard von Arnim © Armgard von Arnim / Freies Deutsches Hochstift

Für dieses Exponat haben wir die Vitrine mit einem Infrarot-Touch-Frame ausgestattet, um die Position des Rings lückenlos tracken zu können. Der jeweils passende hochauflösender Scan des Original-Kunstwerks sowie die damit verknüpften Hintergrundinformationen aus dem Content-Management-System werden automatisch angezeigt.

The digital lens © MESO / Constantin Urban
Zooming in and out © MESO / Constantin Urban

Illustrationen erklärt

„Des Knaben Wunderhorn“ ist eine berühmte Anthologie, die von Achim von Arnim und Clemens Brentano zusammengestellt wurde. Alle Bücher wurden mit Umschlagillustrationen voller historischer Querverweise veröffentlicht. Um diese Elemente zu erläutern und hervorzuheben, begleitet ein Medienexponat das Originalbuch. Besucher*innen können in die Illustrationen eintauchen, die Details erkunden und sich über die Zusammenhänge informieren.

Cover Illustration in Volume 3
Cover Illustration in Volume 3
© MESO / Constantin Urban

Lebenswege auf einen Blick

Die interaktive Landkarte ist ein Herzstück des neuen Museums und bündelt die Ergebnisse mehrerer Forschungsprojekte des Freien Deutschen Hochstift. Sie visualisiert die Epoche der Romantik, indem sie die Lebenswege und Lebensstationen ihrer Protagonist*innen nachzeichnet und Epizentren hervorhebt. Sie stellt Bezüge zu Gedenkstätten der Romantik her und ist sowohl ein kollaboratives Forschungsinstrument als auch ein interaktiver Dreh- und Angelpunkt für Führungen. In einer umfangreichen Konzeptionsphase haben wir die Kurator*innen und Forscher*innen des Museums dabei unterstützt, die Fülle an Informationen zu filtern, zu ordnen und in einen pädagogischen Ansatz zu übersetzen. Auf der Grundlage von zahllosen Datensätzen, die aus Tagebüchern, Korrespondenzen und Grenzdokumenten recherchiert wurden, ließ sich das Leben von über 30 historischen Personen über einen Zeitraum von 134 Jahren zu einem interaktiven Erlebnis zusammenführen. Eine ergänzende Website zeigt weitere Protagonist*innen und zusätzliche Datenvisualisierungen.

© Alexander Englert, Deutsches Romantikmuseum

Hauptbestandteil der Medienstation ist ein Touchscreen-Tisch, der mit einem speziellen Drehrad ausgestattet ist, um durch die Zeit zu blättern. Der Bildschirm zeigt immer eine Landkarte – allerdings mit sich verändernden Grenzen und vier individuellen Modi, die per Touch ausgewählt werden können, um die gewünschten Informationen anzuzeigen. Eine Wandprojektion aus Bildern und plakativen Informationen vervollständigt das Erlebnis.

© MESO / Constantin Urban

Der Hauptmodus konzentriert sich auf die Protagonist*innen der Romantik, ihre Aufenthaltsorte, ihre Begegnungen und ihre Reisen. Über eine interaktive Tastatur können bis zu vier Personen gleichzeitig ausgewählt werden, um zu erfahren, weshalb sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt wo aufgehalten haben. Durch Drehen des Rades werden die Personen in Bewegung versetzt, sodass Besucher*innen ihren Weg verfolgen können.

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Durch Umschalten der Modi können sich Besucher*innen auch wahlweise einen Gesamtüberblick über das Leben der Protagonisten verschaffen, die wichtigsten Städte der Epoche und ihre Bewohner*innen im Laufe der Zeit erkunden oder die Orte kennenlernen, an denen wir heute der Romantik gedenken.

Eine Brandwand durch die Jahrhunderte

Der Neubau des Deutschen Romantik-Museums schmiegt sich an das historische Goethe-Haus. Die geteilte Brandwand ist vom Foyer des Museums aus sichtbar und selbst ein wichtiges Artefakt.

Wir haben eine Medienstation entwickelt, die dieses architektonische Highlight in Szene setzt.

© MESO / Constantin Urban
© MESO / Constantin Urban

Auf einem großen Touchscreen können die Besucher*innen durch die Zeit navigieren und die verschiedenen Epochen besuchen, die das Goethe-Haus vom 18. Jahrhundert bis heute miterlebt hat.

Historische Zeichnungen und Fotos sind in ein abstraktes Rastermodell des Gevierts eingefügt, das Orientierung bietet und einen fließenden Wechsel zwischen den Perspektiven ermöglicht.

Ein Artikel zu jeder Epoche erläutert den historischen Hintergrund. Abbildungen illustrieren den Text.
Die Perspektiv-Ansichten des Goethe-Hauses werden durch Hotspots ergänzt. Diese geben per Touch Auskunft über bestimmte Details, von baulichen Veränderungen über Personen bis hin zu Anekdoten.

© MESO / Constantin Urban
© MESO / Constantin Urban

Aktiv werden

Die Besucher*innen des Romantik-Museums sollen nicht nur Informationen aufnehmen, sondern die Inhalte auch selbst erleben. Deshalb haben wir eine Reihe an Medienstationen entwickelt, die eine aktive Beteiligung erlauben.

Ein kollektives Übersetzungsbüro

Schreiben ist eine Kunstform – und Gleiches gilt für die Übersetzung von Literatur in andere Sprachen. Friedrich Schleiermacher war einer der ersten Übersetzer. An einem entsprechenden Exponat können Besucher*innen ihr Sprachtalent unter Beweis stellen.

© MESO / Constantin Urban

Die Station besteht aus zwei Monitoren und einem Drucker:

Ein hochformatiger Monitor mit einer maßgefertigten mechanischen Tastatur ähnelt einer Schreibmaschine. Hier können individuelle Übersetzung eingetippt werden.

Der zweite Bildschirm zeigt eine Auswahl von Originalgedichten und bietet zudem Unterstützung durch einen kuratierten Thesaurus.

Die persönliche Übersetzung kann per Knopfdruck ausgedruckt und der Sammlung an der Wand hinzugefügt sowie an das digitale Archiv des Museums gesendet werden.

© MESO / Constantin Urban
© MESO / Constantin Urban

Unter Strom

Johann Wilhelm Ritter führte bahnbrechende Experimente auf dem Gebiet der Elektrizität durch, indem er seinen eigenen Körper als Messgerät für teilweise lebensgefährliche elektrische Ströme nutzte. Im Deutschen Romantik Museum werden diese Experimente – auf eine völlig ungefährliche Weise – nachgestellt: Fassen Besucher*innen mit den Händen zwei Metallgriffe, wird ein Stromkreis geschlossen, der Ritters Berichte über seine Selbstversuche aktiviert. Auch hier fließt Strom durch den Körper, der in diesem Fall eine Hörfassing von Ritters Versuchsprotokollen über Kopfhörer auslöst. Über verschiedene Griffen können Besucher*innen seine gefährlichen Experimente an Augen, Ohren, Bauch und anderen Körperteilen gefahrlos miterleben.

© MESO / Constantin Urban
© MESO / Constantin Urban

Technologie und Kunst

Eine Reihe von immersiven Installationen erweitern den Ausstellungsparcours um völlig neue Kommunikationsformate und fügen sich nahtlos in die Architektur ein.

Die Erfindung des Horror-Genres

Fünf befreundete Schriftsteller*innen trafen sich in der Villa Diodati, einem Anwesen am Genfer See. Aufgrund des schlechten Wetters verbrachte die Gruppe im Juni 1816 drei Tage im Haus. Zur Unterhaltung erdachten und erzählten sie sich Geschichten, von denen zwei zu bahnbrechenden Werken wurden: „Frankenstein“ von Mary Shelley und „Der Vampyr“ von Polidori. Zahlreiche Filme haben die Romane, aber auch die Geschichte ihrer Entstehung, aufgegriffen.

© MESO / Constantin Urban

Eine immersive Medieninstallation, die durch dicke Vorhänge vom Rest der Ausstellung abgeschirmt wird, erweckt das Zusammentreffen und die Geschichten zum Leben. Zwei 86" 4K-Monitore dienen als digitale Fenster, die den Blick in eine stürmische Nacht freigeben und Besucher*innen in die Atmosphäre der Villa Diodati eintauchen lassen. Szenen aus historischen und zeitgenössischen Filmen erscheinen und verschwinden vor dieser Kulisse in einem Wechsel zwischen Realität und Fiktion.

Wir entwickelten das visuelle Konzept und übernahmen Videoschnitt, Produktion und Integration sowie das Sounddesign. Unser Team installierte zudem einen Bewegungssensor, durch den Besucher*innen automatisch den fließenden Übergang vom Idlemode zur eigentlichen Show auslösen.

© Gothic installation, video still

Filigrane kunst und komplexe formen

Philipp Otto Runge schuf einen berühmten Arabeskenzyklus zum Thema „Die Tageszeiten“. Im Museum wird dieses Kunstwerk in Bewegung versetzt und auf einer skulpturalen Leinwand dargestellt.

Color scheme meets animated drawing

© MESO / Constantin Urban
Cut scene with “play of colors” © MESO / Constantin Urban

Die Künstlerin Dani Muno hat Runges Zeichnungen in kontemplative Animationen übersetzt, die unser Team mit dynamischen Farbverläufen passend zu den Tageszeiten Morgen, Tag, Abend und Nacht kombinierte. Der Videoloop wird auf einen komplexen, polygonalen Körper projiziert, der aus einer Ecke des Raumes zu erwachsen scheint.

© Alexander Englert

Illustration in Bewegung

Adelbert von Chamissos Geschichte von Peter Schlemiehl, der seinen Schatten für einen Beutel Gold an den Teufel verkauft, wird in einer interaktiven Projektion zum Leben erweckt. Zusammen mit dem Künstler Merlin Flügel  verwandelten wir die historischen Illustrationen von George Cruikshank in eine unterhaltsame und minimalistische Animation. Durch Personenerkennung lösen Besucher*innen (unbewusst) den Wechsel vom Idlemode zum eigentlichen Video aus, was der Installation ein Überraschungsmoment verleiht.

Video still © MESO
Video still © MESO

Making-of

Assembly of the polygonal sculpture at the museum © Alexander Englert
The curators visit the MESO office to test out solutions © Alexander Englert
Test set-up of interactive Lucinde projection at the MESO office © Alexander Englert
Fabric tests for the Gothic cinema © MESO
Creating a digital twin © MESO

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Gutleutstr. 96 . 60329 Frankfurt . Germany

Team

Davide Becker, Bettina Braun, Theron Burger, Alessia Corsini, Merlin Flügel, Susanne Heinlein, Martin Jerulank, Nicholas Konrad, Sebastian Kujas, Daniel Maaz, Nikos Mechanezidis, Paula Müller, Daniel Neumayr, Anna Rack, Arnd Rath, Damian Richter, Henje Richter, Jonas Schreiber, Marcus Schreiter, Ben Schiek, Timon Skerutsch, Christian Struwe, Klaus Texter, Constantin Urban, Max Wolf, Mathias Wollin, Tobias Zimmer, Christian Zollinger