Mit dem neuen Deutschen Romantik-Museum hat die Stadt Frankfurt eine kulturelle Attraktion von internationaler Bedeutung dazugewonnen. Schon früh wurden wir mit der medialen Infrastruktur dieses Großprojekts betraut. Gemeinsam mit den Szenografinnen von Sounds of Silence entwickelten wir über 40 einzelne Medienstationen vom Konzept bis zur Umsetzung und koordinierten als technischer Hauptberater externe Kreative, Hersteller und Lieferanten.
Ein neues kulturelles Aushängeschild
Eine Epoche erhält ein Zuhause
Direkt neben dem historischen Frankfurter Goethe-Haus lädt eine neue Kulturstätte dazu ein, in die Welt der deutschen Romantik einzutauchen. In den vergangenen 100 Jahren hat das Freie Deutsche Hochstift eine beispiellose Sammlung zu der Epoche zusammengetragen. Dieser Reichtum an Wissen, Kunstwerken und Objekten wurde nun auf 800 Quadratmetern in eine Dauerausstellung übersetzt – für Bürger*innen, Tourist*innen, Pädagog*innen, Expert*innen, Forscher*innen und Schulklassen gleichermaßen.
Das Museum baut auf jahrelanger Forschung und dem Wissen zahlreicher Kurator*innen und Expert*innen auf. Die Exponate reichten von einfachen Audioplayern bis hin zu datenbasierten Forschungsexponaten. Wir hatten es mit einer außergewöhnlichen Menge an Inhalten zu tun, die während der Realisierungsphase erweitert und weiterentwickelt wurden. Um unserem Kunden ein Höchstmaß an Flexibilität und Unabhängigkeit zu ermöglichen, haben wir ein maßgeschneidertes Content-Management-System eingerichtet. Alle Daten, Texte und Medien werden an diesem einen Ort gespeichert und bearbeitet, was Aktualisierungen erleichtert Übersichtlichkeit schafft.
Historische Inhalte, neue Medien
Glaubwürdigkeit und Erfahrung
Die Sammlung des Freien Deutschen Hochstift umfasst eine außergewöhnliche Fülle an handschriftlichen Original-Dokumenten und Briefen, an Büchern, Zeichnungen und Skizzen. So einzigartig diese Objekte auch sein mögen, so schwierig war es, sie in eine spannende und vielseitige Ausstellung zu überführen – nicht nur, weil sie schwer zu entziffern sind, sondern auch, weil sie (vor Licht) geschützt in Vitrinen aufbewahrt werden müssen.
Gemeinsam mit den Szenographinnen und Kurator*innen haben wir zahlreiche maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Ziel war es immer, die eigene Magie der Kunstwerke zu betonen und sie nicht mit technischen Spielereien zu übertünchen. Authentizität und wissenschaftliche Genauigkeit sind eingebettet in spielerisch-leichte digitale Ebenen des Erzählens, Forschens und wissenschaftlichen Arbeitens. Alle medialen Exponate wurden individuell auf das Thema zugeschnitten, was ein tiefes Verständnis der Materie und eine enge Zusammenarbeit mit den Expert*innen des Museums erforderte.
Unter der digitalen Lupe
Trotz ihres kleinen Formats steckt Armgard von Arnims „Huldigungsarabeske“ voller Details, seltsamer Figuren und Objekte, die einer weiteren Erklärung bedürfen. Mit einer geschickten Kombination aus physischen und digitalen Elementen haben wir eine Medieninstallation entwickelt, die eine interaktive Ebene zur Erkundung des empfindlichen Kunstwerks bietet.
Lebenswege auf einen Blick
Die interaktive Landkarte ist ein Herzstück des neuen Museums und bündelt die Ergebnisse mehrerer Forschungsprojekte des Freien Deutschen Hochstift. Sie visualisiert die Epoche der Romantik, indem sie die Lebenswege und Lebensstationen ihrer Protagonist*innen nachzeichnet und Epizentren hervorhebt. Sie stellt Bezüge zu Gedenkstätten der Romantik her und ist sowohl ein kollaboratives Forschungsinstrument als auch ein interaktiver Dreh- und Angelpunkt für Führungen. In einer umfangreichen Konzeptionsphase haben wir die Kurator*innen und Forscher*innen des Museums dabei unterstützt, die Fülle an Informationen zu filtern, zu ordnen und in einen pädagogischen Ansatz zu übersetzen. Auf der Grundlage von zahllosen Datensätzen, die aus Tagebüchern, Korrespondenzen und Grenzdokumenten recherchiert wurden, ließ sich das Leben von über 30 historischen Personen über einen Zeitraum von 134 Jahren zu einem interaktiven Erlebnis zusammenführen. Eine ergänzende Website zeigt weitere Protagonist*innen und zusätzliche Datenvisualisierungen.
Hauptbestandteil der Medienstation ist ein Touchscreen-Tisch, der mit einem speziellen Drehrad ausgestattet ist, um durch die Zeit zu blättern. Der Bildschirm zeigt immer eine Landkarte – allerdings mit sich verändernden Grenzen und vier individuellen Modi, die per Touch ausgewählt werden können, um die gewünschten Informationen anzuzeigen. Eine Wandprojektion aus Bildern und plakativen Informationen vervollständigt das Erlebnis.
Durch Umschalten der Modi können sich Besucher*innen auch wahlweise einen Gesamtüberblick über das Leben der Protagonisten verschaffen, die wichtigsten Städte der Epoche und ihre Bewohner*innen im Laufe der Zeit erkunden oder die Orte kennenlernen, an denen wir heute der Romantik gedenken.
Eine Brandwand durch die Jahrhunderte
Der Neubau des Deutschen Romantik-Museums schmiegt sich an das historische Goethe-Haus. Die geteilte Brandwand ist vom Foyer des Museums aus sichtbar und selbst ein wichtiges Artefakt.
Wir haben eine Medienstation entwickelt, die dieses architektonische Highlight in Szene setzt.
Ein Artikel zu jeder Epoche erläutert den historischen Hintergrund. Abbildungen illustrieren den Text.
Die Perspektiv-Ansichten des Goethe-Hauses werden durch Hotspots ergänzt. Diese geben per Touch Auskunft über bestimmte Details, von baulichen Veränderungen über Personen bis hin zu Anekdoten.
Aktiv werden
Das Museum als Labor
Die Besucher*innen des Romantik-Museums sollen nicht nur Informationen aufnehmen, sondern die Inhalte auch selbst erleben. Deshalb haben wir eine Reihe an Medienstationen entwickelt, die eine aktive Beteiligung erlauben.
Ein kollektives Übersetzungsbüro
Schreiben ist eine Kunstform – und Gleiches gilt für die Übersetzung von Literatur in andere Sprachen. Friedrich Schleiermacher war einer der ersten Übersetzer. An einem entsprechenden Exponat können Besucher*innen ihr Sprachtalent unter Beweis stellen.
Unter Strom
Johann Wilhelm Ritter führte bahnbrechende Experimente auf dem Gebiet der Elektrizität durch, indem er seinen eigenen Körper als Messgerät für teilweise lebensgefährliche elektrische Ströme nutzte. Im Deutschen Romantik Museum werden diese Experimente – auf eine völlig ungefährliche Weise – nachgestellt: Fassen Besucher*innen mit den Händen zwei Metallgriffe, wird ein Stromkreis geschlossen, der Ritters Berichte über seine Selbstversuche aktiviert. Auch hier fließt Strom durch den Körper, der in diesem Fall eine Hörfassing von Ritters Versuchsprotokollen über Kopfhörer auslöst. Über verschiedene Griffen können Besucher*innen seine gefährlichen Experimente an Augen, Ohren, Bauch und anderen Körperteilen gefahrlos miterleben.
Technologie und Kunst
Medieninterventionen im Raum
Eine Reihe von immersiven Installationen erweitern den Ausstellungsparcours um völlig neue Kommunikationsformate und fügen sich nahtlos in die Architektur ein.
Die Erfindung des Horror-Genres
Fünf befreundete Schriftsteller*innen trafen sich in der Villa Diodati, einem Anwesen am Genfer See. Aufgrund des schlechten Wetters verbrachte die Gruppe im Juni 1816 drei Tage im Haus. Zur Unterhaltung erdachten und erzählten sie sich Geschichten, von denen zwei zu bahnbrechenden Werken wurden: „Frankenstein“ von Mary Shelley und „Der Vampyr“ von Polidori. Zahlreiche Filme haben die Romane, aber auch die Geschichte ihrer Entstehung, aufgegriffen.
Wir entwickelten das visuelle Konzept und übernahmen Videoschnitt, Produktion und Integration sowie das Sounddesign. Unser Team installierte zudem einen Bewegungssensor, durch den Besucher*innen automatisch den fließenden Übergang vom Idlemode zur eigentlichen Show auslösen.
Filigrane kunst und komplexe formen
Philipp Otto Runge schuf einen berühmten Arabeskenzyklus zum Thema „Die Tageszeiten“. Im Museum wird dieses Kunstwerk in Bewegung versetzt und auf einer skulpturalen Leinwand dargestellt.
Making-of
Verwandte Projekte
Curious about our approach? Feel free to get in touch!
Sebastian Oschatz Partner +49 69 24 000 321 sebastian.oschatz@meso.design sebastian.oschatz@meso.design +49 69 24 000 321
MESO Digital Interiors GmbH
Gutleutstr. 96 . 60329 Frankfurt . Germany
Team
Davide Becker, Bettina Braun, Theron Burger, Alessia Corsini, Merlin Flügel, Susanne Heinlein, Martin Jerulank, Nicholas Konrad, Sebastian Kujas, Daniel Maaz, Nikos Mechanezidis, Paula Müller, Daniel Neumayr, Anna Rack, Arnd Rath, Damian Richter, Henje Richter, Jonas Schreiber, Marcus Schreiter, Ben Schiek, Timon Skerutsch, Christian Struwe, Klaus Texter, Constantin Urban, Max Wolf, Mathias Wollin, Tobias Zimmer, Christian Zollinger