Ein Expert:innenteam des Freien Deutschen Hochstift hat in einem umfangreichen Forschungsprojekt Daten über den Verbleib der wichtigsten Protagonist:innen der Romantik gesammelt. Die Ergebnisse sind bemerkenswert – aber für die Öffentlichkeit nicht leicht nachzuvollziehen. Im Rahmen der Dauerausstellung haben wir die Fülle an Informationen in ein interaktives Exponat verwandelt, das sowohl gezielte Recherche als auch individuelles Erkunden ermöglicht.
Eine kulturelle Elite in Bewegung
Historische Daten zugänglich gemacht
Zwei Jahre lang arbeitete ein Forschungsteam daran, die Lebenswege von 46 Romantiker:innen – von Johann Wolfgang von Goethe bis Bettine Brentano – nachzuvollziehen. Durch akribisches Sammeln und Auswerten von Briefen, Tagebüchern, Quittungen, Grenzdokumenten, Meldebögen und Urkunden entstand eine riesige Datenbank. Sie erlaubt es nicht nur, die Position jeder dieser 46 Personen zu jedem beliebigen Zeitpunkt (mehr oder weniger genau) zu bestimmen, sondern sie auch mit Begegnungen oder Erfahrungen zu verknüpfen, die sich in ihren Werken widerspiegeln.
Bereits zu Beginn unserer Zusammenarbeit mit dem Freien Deutschen Hochstift am neuen Deutschen Romantik-Museum stand fest, dass dieses Forschungsprojekt in den Mittelpunkt der Dauerausstellung gestellt werden sollte. In einem intensiven Gesprächs- und Beratungsprozess haben wir ein Konzept entwickelt, das die Datenbank in ein interaktives Erlebnis verwandelt, das für alle Besucher:innen – von Kolleg:innen bis zum Schulkind – zugänglich und nutzbar ist.
Speziell für diese Medienstation mussten wir uns tief in die Materie, die Datenstruktur und den Rechercheprozess einarbeiten. Ausgehend von einer umfangreichen aber recht eindimensionalen Exceltabelle entwickelten wir eine Logik, die Namen, Daten und Orte als einheitliche Informationen zusammenführt. Randfälle oder fehlende Daten werden automatisch und transparent behandelt.
Das Herzstück der Installation bildet ein großformatiger Monitor, der in einen maßgefertigten Tisch eingelassen ist. Mit einem klaren UX-Design-Ansatz ist es uns gelungen, die Fülle an Informationen und Funktionen in strukturierten Interface-Elementen zu organisieren. Der Idlemode erklärt die einzelnen Optionen und Modi.
Ein analoges Drehrad ergänzt das Touch-Interface des Bildschirms. Dieses zentrale Interaktionselement dient als Zeitmaschine, die Besucher:innen Monat für Monat durch eine Epoche von mehr als 130 Jahren führt.
Fernwirkung und Raum für illustrative Elemente erhält das Exponat durch eine großflächige Wandprojektion. Eine einheitliche Anordnung von hoch- und querformatigen Projektionsflächen erzeugt eine Bildcollage, die ohne Verzögerung auf die Interaktion der Nutzer:innen reagiert. So wird das, was auf dem Touchscreen angezeigt wird mit passenden Bildern und Zusatzinformationen ergänzt.
Jeder Modus ein anderer Schwerpunkt
Entdeckungen machen
Um die Fülle an Informationen zu sortieren und zu kategorisieren, haben wir vier verschiedene Modi entwickeln. Je nach Vorwissen und Interesse können Besucher:innen die Perspektive wählen, aus der er die Epoche erkunden möchte.
Lebenswege
Dieser Modus zeigt den Lebensweg von der Geburt bis zum Tod von bis zu vier Personen gleichzeitig. Er gibt einen ersten Überblick und illustriert eindrucksvoll, wie sesshaft manche Protagonist:innen waren und wie rastlos und reiselustig andere.
Gedenkstätten
Überall in Deutschland gibt es heute Orte, welche die Epoche der Romantik, ihre Werke und Künstler:innen würdigen. Ein spezieller Modus katapultiert die Besucher:innen in die Gegenwart und lässt sie Museen, Archive oder ehemalige Wohnhäuser in Bild und Text erkunden. Die mit der gewählten Gedenkstätte verbundenen Protagonist:innen werden hervorgehoben, sodass eine direkte Verbindung zurück zum Personenmodus angeboten wird.
Making-of
webbasierter Technologie-Stack
Das Exponat stellte uns vor eine Reihe komplexer Aufgaben. Um aus der Informations- und Bilddatenbank ein reibungsloses Erlebnis zu schneidern, haben wir eine Reihe von Technologielösungen in einem einheitlichen Softwarekonzept zusammengefasst.
Für das Erstellen und die Gestaltung der Kartenkacheln kam das Open Source Geographic Information System QGIS zum Einsatz; bereitgestellt wurden sie mit Hilfe des TileServerGL. Mit der Java-Script-Bibliothek leafletjs verwandelten wir die statischen Kacheln in eine interaktive Oberfläche und konnten Geodaten dynamisch in Bildschirmkoordinaten übersetzen.
Die gesamte App wurde in Webtechnologie gecodet. nw.js ermöglicht es uns, die App auf dem Host-Rechner zu starten und zu steuern – auch aus der Ferne.
Für die Interface-Elemente haben wir den gesamten Code auf der Java-Script-Bibliothek react aufgebaut und mit redux für die Datenverwaltung und framer motion für Animationen kombiniert.
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