Was können wir von den Objekten lernen, mit denen wir täglich umgehen? Wie können sie Austausch und Beteiligung fördern? Für das Historische Museum Frankfurt haben wir Karsten Bott’s 1.500 Objekte umfassende Sammlung in ein interaktives Erlebnis übersetzt. Der inklusive Ansatz lädt alle Interessierten ein, mitzumachen und sich einzubringen – vor Ort oder online.
Der Alltag vergegenständlicht
Kommunikatives Potenzial
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Der Frankfurter Künstler Karsten Bott sammelte schon als Kind Objekte und setzt diese Faszination nun in künstlerische Projekte um. Seit 1988 betreibt er das Archiv für Gegenwarts-Geschichte und sammelt Dinge, die uns im täglichen Leben begleiten, aber von Museen und Archiven meist kaum beachtet werden. Das Historische Museum Frankfurt hat eines seiner Werke erworben und stellt nun ein Archiv mit 1.492 Objekten aus, die in 45 kuratierte Abschnitte unterteilt sind.
Auch wenn das Kunstwerk ein großes Potenzial für die kulturelle Bildung birgt, konnte bislang nicht jeder davon profitieren. Deshalb initiierten die Kurator:innen das Projekt „Von jedem Eins – Digital“ und konnten sich für eine Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes qualifizieren. Ziel ist es, die Grenzen des physischen Museumsraums zu überwinden, aktive Zusammenarbeit zu ermöglichen und Zugänge für bisher ausgeschlossene Nutzergruppen wie Kinder, Senior:innen oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen zu schaffen.
Bereits ab der ersten Bewerbung um die Förderung arbeiteten wir eng mit dem Museumsteam zusammen. In einem partizipativen Ansatz konzipierten wir Workshops, um Expert:innen aus den Bereichen Bildung, Kultur und Pädagogik in den kreativen Prozess einzubeziehen. So konnten wir die vielversprechendsten Interaktions- und Kommunikationsformate herauskristallisieren. Auf dieser Basis entstanden in einem effektiven Kreativprozess drei auf die speziellen Anforderungen maßgeschneiderte Anwendungen.
Von Jedem Eins, Von Jedem Viele
Eine lebendige Datenbank
Karsten Bott hat ein außergewöhnliches Spiegelbild unserer Konsumkultur der letzten Jahrzehnte geschaffen. Durch das Sortieren, Beschreiben und Gruppieren der Objekte wird die Sammlung zu mehr als einer bloßen Ansammlung von Dingen.
Stöbern
Diesen einfachen, aber genialen Ansatz haben wir mit viel Fingerspitzengefühl in ein Online-Archiv übersetzt, das für jeden jederzeit zugänglich ist: für alle Museumsbesucher:innen über eine große Touchscreen-Installation vor Ort und von zu Hause aus über die Website von-jedem-eins.de
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Nach dem gleichen narrativen Prinzip kann das Archiv nach Themenbereichen wie „Küche“, „Schreibwaren, Büro, Computer“ oder „Religion und Weihnachten“ durchsucht werden.
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Teilen
Um die Datenbank für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und allen die Möglichkeit zu geben, eigene Geschichten und Gedanken beizusteuern, beinhaltet das digitale Archiv die Mitmach-Funktion „Von Jedem Viele“.
Stoßen Nutzer:innen auf ein Objekt, das inspiriert oder Erinnerungen weckt, kann ein Beitrag eingereicht werden. Hierfür wird ein Text eingegeben und ein Bild hochgeladen. Ein QR-Code an der Medienstation führt direkt zu dieser Funktion. Wer die Webseite besucht und bereits einen Beitrag im Kopf hat, kann auch direkt die Community-Sammlung auswählen und später ein eigenes Objekt mit dessen persönlicher Geschichte mit einer Referenz aus dem Archiv verbinden.
Lasst uns spielen!
Objekte raten
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Um eine tiefgreifendere Auseinandersetzung mit dem Werk und den Objekten der Alltagskultur zu erreichen, haben wir mit mehreren Fokusgruppen zwei Spielkonzepte entwickelt. Für uns war es wichtig, dass die Spiele keine zusätzlichen Inhaltsebenen schaffen, sondern den Blick auf die feinen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Objekten schärfen, die Karsten Bott in seiner Arbeit sammelt.
Um eine größere Beteiligung des Museumspublikums zu erreichen, sind die Spiele jeweils für zwei Personen konzipiert. Die Spiele können im Museum an der Archivstation gespielt werden.
Spielen
Zwei Spieler:innen oder Teams positionieren sich einander gegenüber am Touchscreens.
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Im ersten Spielmodus wird ein zufälliges Objekt mit einer durchgehenden Linie gezeichnet, das die andere Person erraten muss.
Im zweiten Spielmodus wird ein zufälliges Objekt mit vier Symbolen beschrieben, das die andere Person erraten muss.
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Draw object mode, screenshot
© MESO
Guess the symbols mode, screenshot
© MESODie Spiele sind nicht nur eine Aktivität für alle Besuchergruppen von jung bis alt, sie regen auch dazu an, sich aktiv mit den Objekten auseinanderzusetzen, ihre Form zu untersuchen und ihre kulturelle Bedeutung zu interpretieren. Sie können als Ausgangspunkt für Bildungsformate dienen oder Gespräche auslösen.
Das gemeinsame Erlebnis in der Gruppe steht im Vordergrund. Wer den Wettbewerb liebt kommt dank einer Auswertung nach Punkten dennoch auf seine Kosten.
Making-of
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Um das Spielkonzept im Vorfeld auf die Probe zu stellen, luden wir Kinder und Jugendliche ein, einen Papierprototyp zu testen. Auf diese Weise konnten wir narrative und visuelle Ansätze identifizieren und herausfinden, wie die zukünftige Nutzergruppe mit unserem Design lernt und interagiert.
Verwandte Projekte
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Curious about our approach? Feel free to get in touch!
Sebastian Oschatz Partner +49 69 24 000 321 sebastian.oschatz@meso.design sebastian.oschatz@meso.design +49 69 24 000 321
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Team
Bettina Braun, Alessia Corsini, Marcus Michaely, Laura Schillke, Erik Staub, Anna Rack, Joakim Repomaa