Der Gesellschaft die Augen für die Welt all jener Menschen zu öffnen, die nicht sehen können – das ist das erklärte Ziel des Frankfurter Dialogmuseums. Für den neuen Standort haben wir zwei interaktive Installationen für die Besucherinteraktion konzipiert, programmiert und gebaut.
Ein Museum der Sinne
Digitaler Dialog
Nach monatelangem Umbau eröffnete das Dialogmuseum im September 2021 seine neuen Räumlichkeiten in der zentralen Frankfurter Bahnstation Hauptwache. Mit einer Dauerausstellung in völliger Dunkelheit werden Besucher*innen eingeladen, in die Sinneswelt blinder und sehbehinderter Menschen einzutauchen. Ein Parcours mit Objekten, Mitmachstationen und einer Bar kann über Hören, Tasten, Schmecken oder Riechen erkundet werden. Ziel ist es, bei einer breiten Zielgruppe Bewusstsein und Sensibilität für die Thematik zu schaffen.
Das Foyer – der einzige beleuchtete Teil des Museums – dient als Empfangs-, Orientierungs- und Kommunikationsbereich. Um den Austausch zwischen den Besucher*innen und dem Museum zu ermöglichen, wurden wir mit der Entwicklung eines Terminals beauftragt, das Informationen, Kontakte, eine Spendenfunktion und eine digitale Selfie-Sammlung bietet. Eine zweite maßgeschneiderte Station, ein digitales Gästebuch, markiert das Ende der Ausstellung und gibt Besucher*innen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu dokumentieren.
Das Besondere an diesem Projekt war der Fokus auf Barrierefreiheit im Sinne der Museumsphilosophie – vom kontrastreichen Grafikdesign über die Integration von Braille-Schrift bis hin zu audiobasierten Ein- und Ausgabeoptionen und cleverem Möbeldesign.
Als Inklusionsunternehmen will das Dialogmuseum auch Vorbild im Bereich der digitalen Barrierefreiheit sein. Bei MESO sind wir auf große Offenheit gestoßen, gemeinsam Neuland zu betreten. Für uns war die Zusammenarbeit mit MESO ein echter Glücksgriff.
Beteiligung ist gefragt
Publikum wird Partner
Artikel über das Museum und seine internationalen Netzwerkpartner können von den Mitarbeitenden selbständig über ein maßgeschneidertes Content-Management-System editiert werden. Um auf die Inhalte der Partnern zu verlinken und gleichzeitig hohe Sicherheitsstandards zu erfüllen, werden externe Links nur über die Smartphones der Besucher*innen per QR-Code aufgerufen.
Die Spendenfunktion bietet zwei einfache Möglichkeiten, das Museum zu unterstützen. Besucher*innen können entweder ganz analog spenden, indem sie Münzen direkt in einen Schlitz einwerfen, oder sie können per Kartenzahlung überweisen. Für diesen Service haben wir einen Kartenleser und eine individuelle Schnittstelle zum Bankanbieter integriert. Nach der Auswahl zwischen vier Beträgen wird die kontaktlose und sichere Zahlung aktiviert.
Eine zusätzliche Funktion der Sharing Station gibt Besucher*innen die Möglichkeit, Teil einer digitalen Bildergalerie zu werden. Eine integrierte Selfie-Kamera wird per Touch aktiviert und schießt nach einem Countdown ein Foto. Dieses kann dann optional gelöscht, in die Galerie eingestellt oder an die persönliche E-Mail-Adresse geschickt werden.
Besucher*innen können nicht nur sich selbst porträtieren, sondern auch das (soziale) Engagement festhalten, zu dem sie die Ausstellung inspiriert hat. Analoge Schilder stehen als Requisiten bereit.
Feedback-Funktion für alle
Ein Gästebuch zum Hören und Sehen
Zusammen mit MESO ist es zum ersten Mal gelungen, ein Gästebuch zu erstellen, das sowohl von den Gästen, sowie auch unseren blinden und sehbehinderten Mitarbeitern barrierefrei genutzt werden kann. Ein großer Schritt in Richtung Inklusion in Museen.
Bestehende Einträge werden in einem chronologischen Feed dargestellt. Sie können entweder über das Touch-Display durchgescrollt oder mithilfe der mechanischen Tasten durchgeklickt werden.
Besucher*innen haben zwei Möglichkeiten, einen Kommentar zu hinterlassen: Sie können einen Text über eine Bildschirmtastatur eingeben oder einen Audiobeitrag über das im Terminal integrierte Schwanenhalsmikrofon aufnehmen.
Um unangemessene Kommentare zu unterbinden und eine Kuratierung der Einträge zu ermöglichen, ist die Gästebuchstation mit dem Empfang des Museums verbunden. Das Personal kann die Einträge prüfen und veröffentlichen oder aber archivieren. Wie beim Gästebuch macht eine integrierte Vorlese-Anwendung die Verwaltungsansicht auch für Mitarbeitende mit Sehbehinderungen zugänglich.
Design für Inklusion
Einfache Tweaks und clevere Lösungen
In enger Zusammenarbeit mit dem Team des Dialogmuseums haben wir darauf geachtet, dass die Medienstationen für möglichst viele Menschen zugänglich sind.
Beim Screendesign haben wir uns für eine einfache Benutzeroberfläche, kontrastreiche Layouts und große Typografie entschieden. Auch die Hardware wurde getestet, überprüft und verfeinert, um den Anforderungen von Menschen mit Sehbehinderungen gerecht zu werden.
Die Größe der Terminals sowie die Position aller Knöpfe und Interaktionselemente sind so optimiert, dass sie per Tastsinn erkundet werden können. Alle Knöpfe sind erhaben und geben ein mechanisches Druck-Feedback.
Um Platz zu sparen und die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer*innen zu gewährleisten, sind die Terminals an einer deckenhohen Stange montiert. Alle elektronischen Elemente – die kleinen Hochleistungsrechner, Kabel und Stecker – sind entweder in das Gehäuse der Terminals integriert oder werden durch die Stange in die abgehängte Decke geführt.
Um die Touchpoints des Museums visuell zu verbinden, Aufmerksamkeit zu erregen und Inhalte zu teasern, haben wir eine durchgängige Idlemode-Logik im Einklang mit dem bestehenden CI geschaffen. Botschaften in konventionellem Schwarzdruck werden in verschiedenen Animationen mit Übersetzungen in Braille zu einem plakativen Statement verwoben.
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